haarseife:
zu zeiten der nachhaltigkeit und des umweltschutzes sind diese kleinen altbewährten seifen stückchen wieder ganz modern geworden.
eigentlich wollte ich seife, shampoo und feste shampoo stückchen in einem artikel direkt vergleichen, doch beim recherchieren ist mir so viel interessantes über den weg gelaufen, so dass ich nun doch zwei bis drei einzelne artikel schreiben werde.
anfangen möchte ich mit der geschichte der seife.
erste überlieferte seifen rezepte stammen schon aus der zeit um 2500 v. chr.
diese waren auf sumerische tontafeln mit keilschrift geritzt.
sumerer verwendeten damals seife um die schafwolle vor dem färben von lanolin zu befreien.
zwischen 77-79 n. chr. erwähnte der römische gelehrte plinius, das gallische u. germanische seife, gemischt mit farbe zum rotfärben der haare verwendet wurde. ebenfalls existierte in dieser zeit wohl eine seifenfabrik in pompeji. durch einen vulkanausbruch wurde diese sogar mit ganzen seifen stückchen erhalten und bei ausgrabungen gefunden. von kelten u römern wurde seife hauptsächlich als haarpomade bzw. als medizin bei hauptproblemen verwendet. diese seife bestand damals aus asche u ziegentalg.
durch die araber, die gute seifensieder waren, gelangte die seife, samt deren wissen im 7. u 8. jahrhundert nach spanien und somit auch nach europa -> besonders in den mittelmeerraum. hier findet man auch die ersten aufzeichnungen über seifensieder innungen.
ab 1525 verwenden männer die seife für die rasur, damals meist kernseife. es war ein luxusartikel und war den reichen vorbehalten.
1688 erließ könig ludwig XIV das reinheitsgebot für seife -> hochwertige seife muss mind. 72% reine öle enthalten.
anfang des 19. jahrhunderts gab es eine neuerung der herstellung von seife -> der kaltprozess
durch die herstellung von künstlichem soda (einfachere laugenzubereitung) und die einführung exotischer fette (kokos-, palmkern-, palmöl) entwickelte sich ein ganz neues verfahren.
kalt gerührte seife reift mind. 4-6 wochen auf holzregalen, damit sich die milde u. die schaumqualität entwickeln kann. und bei der kaltseifung bleibt natürliches glycerin erhalten.
durch die industrialisierung des handwerks der seifensiederei, geriet die kaltseifung langsam in vergessenheit
seife war bis ca. mitte des letzten jahrhunderts populär, dann wurden andere waschaktive substanzen erfunden. flüssig seife duschgel, shampoo usw.
heute ist der marktanteil der natur kosmetik bei ca. 10,4%
und zu zeiten des umweltschutzes und der nachhaltigkeit, erlebt die seife ein comeback.
wie genau die seife erfunden wurde, konnte bis heute nicht geklärt werden.
wohl ist es eher zufällig passiert:
lagerfeuer, mit schönem gebratenem fleischspieß, feuer erlischt und auf die heiße asche tropft noch etwas fett. später setzt der regen ein und die asche beginnt zu schäumen u. ein schlauer kopf beobachtet dies u zählt eins u. eins zusammen. so oder so ähnlich könnte es sich abgespielt haben.
wer weiß das schon.
interessant fand ich auch, dass früher häufig seife verschenkt wurde als dezenter hinweis, dass der beschenkte sich häufiger waschen möge.
nun genug der geschichtsstunde u zurück zum kern -> haarseife
basics:
seife besteht aus einer lauge und fetten/ölen
beim verseifungsprozess bilden sich seifenmoleküle
etwas genauer:
lauge ->meistens natrium hydroxid naoh -> auch zu finden in bleichmittel, sprengstoff, düngemittel, abflussreiniger, oder als lebensmittelzusatzstoff z.b. laugen breze
nicht zu verwechseln mit natron!
und natürlich
fette und öle -> hier mal eine kleine aufzählung:
pflanzliche fette: kokos-, palm-, avocado-, raps-, rizinus-, arganöl, kakao-, sheabutter usw.
tierische fette: gänse-, schweineschmalz, rindertalg, straußenfett usw.
handgemachte seife enthält keine chemischen konservierungsstoffe u. hat meist einen ph-wert zwischen 9 u. 10 u. ist daher alkalisch/basisch. seife ist somit bakterien- u. keimfrei, da diese meist eher ein saures milieu bevorzugen.
kleiner tipp am rande:
daher ist seife am waschbeckenrand oft hygienischer, da antibakteriell, wie die flüssigseifenspender.
haarseifen sind oft milder wie herkömmliche seifen
bitte achte daher darauf, dass es wirklich haarseife ist, diese ist rückfettender wie seife und somit schonender für deine kopfhaut. wichtig ist auch deine haarqualität und welchen härtegrad dein leitungswasser hat. nachfragen kannst du das bei den hiesigen stadtwerken.
für gefärbte oder dauergewellte haare, würde ich das waschen mit seife weniger empfehlen. haare und kopfhaut sind eher sauer eingestellt und so wie schon im ersten artikel #haare spüren erklärt öffnet die, wie schon wasser, die schuppenschicht. farbe verliert so schneller ihren glanz und da durch die chemischen prozesse beim färben und dauerwellen die schuppen sich evtl. eh schon nicht mehr ganz anlegen, würde haarseife dies noch mehr hervorheben, was dein haargefühl rauer und struppiger macht.
waschen kannst du mit haarseife wie mit shampoo. haare mit wasser nass machen und dann die seife direkt mit den haaren zum schäumen bringen oder in der hand aufschäumen und im haar verteilen. gutes ausspülen ist auf jeden fall wichtig u. das wasser sollte nicht zu warm sein, da es sonst noch mehr aus-laugt. und umso länger die haare, umso mehr würde ich den abschluss mit einer sauren rinse empfehlen (1liter wasser mit 1-2 EL apfel essig oder zitronensaft)
lass die seife nie im wasser liegen, sondern achte darauf, dass sie immer gut abtrocknen kann -> erhöht die ergiebigkeit
und auch wenn ich gerade seife als körperpflege neu entdeckt habe, finde ich doch das du bedenken solltest, dass seife alkalisch ist und den ph-wert der haut und haare beeinflusst. der natürliche säure schutzmantel (ph-wert 5,5) wird belastet und die schuppenschicht der haare öffnet sich. das haar quillt auf und ist nicht mehr so geschützt vorm austrocknen od. vor umwelteinflüssen. es verliert glanz, elastizität, kämmbarkeit u kann brüchig werden.
doch ist es auf jeden fall einiges besser, wie die meisten herkömmlichen shampoos, die du so kaufen kannst. die inhaltsstoffe sind viel geringer, natürlicher u. kein plastik (außer die verpackung vielleicht). ebenfalls habe ich bei neurodermitis oder schuppenflechte schon positive veränderungen der kopfhaut bei meinen kunden feststellen können. da spielen die inhaltsstoffe sicher eine große rolle und können daher bei haarseife im gegensatz zu shampoo ein vorteil sein.
hier noch wissenswertes zum kauf:
wichtig finde ich, dass es naturseife ist, bzw. handgesiedet. nicht alles was es so in den drogeriemärkten zu kaufen gibt, entspricht den natürlichen und guten zusammensetzungen, wie naturseife.
der verkauf von naturseife unterliegt der EU-kosmetik verordnung und für die herstellung müssen gesetze eingehalten werden, die dich als endverbraucher schützen.
evtl. ist dir das kürzel
INCI: international nomenclature of cosmetic ingredients (internationale nomenklatur für kosmetische inhaltsstoffe)
schon mal aufgefallen.
diese kodierung der zutaten durch lateinische, botanische od. chemische namen wird für die etiketten kosmetischer produkte verwendet, um EU-bestimmungen einzuhalten.
da kannst du mit etwas übung herausfinden, was so alles in deiner seife drin ist.
hier zu gibt’s auch sicher nochmal detailliertere blogs von mir, was so einzelne inhaltsstoffe betrifft.
hier mal nur kurz angerissen.
inhaltsstoffe sind der menge nach absteigend angegeben.
hier ein paar kürzel:
sodium …at -> „echte“ seife
zum beispiel
- sodium tallowate (verseiftes rinderfett) ist am verbreiteten
- sodium cocoate (verseiftes kokosfett)
- sodium palmeate (verseiftes palmöl)
usw.
- konservierungsmittel (z.b. ETDA) sollte in seife nicht zu finden sein
mein fazit:
zum händewaschen, duschen und fürs handgepäck im flieger für mich einfach genial.
für haare auf dauer, finde ich es eher fraglich.
viel spaß beim ausprobieren und testen…ich hab ja im salon die seifenstückchen vom freisinger seifenkistl, und finde die sehr gut.
schreibt mir deine erfahrungen oder was du gerne noch genauer wissen wollen würdest und folge mir gern auf facebook oder instagram
stylische grüße
deine kerstin
quellen:
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